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CUXHAVEN. Petra Huschle hat ihren Platz in der Physiotherapie-Landschaft Cuxhavens im MVZ Timmermann gefunden. „Innere Haltung zeigt sich immer an der äußeren Haltung.“ Wer mit Petra Huschle über ihren Beruf spricht, der gewinnt neue Blicke auf die frühere „Krankengymnastik“ und heutige „Physiotherapie“. 

VON Kai-Christian Krieschen

Petra Huschle betrachtet in ihrer Tätigkeit ganzheitlich den Menschen. Gerade auch mit seiner Seele, als deren „Anschauungsorgan“ sie den Körper sieht.

Seit zehn Jahren haben die Physiotherapeutin und ihr im gleichen Metier tätiger Mann Thorsten Reinhardt-Huschle ihre „Heimat“ im „Medizinischen Versorgungszentrum Timmermann und Partner“ (MVZ) gefunden. Petra Huschle ist eine der mittlerweile fünf Gesellschafterinnen und Gesellschaftern der psychosomatischen Versorgungspraxis, die dieser Tage Geburtstag feierte, – am vergangenem Sonnabend von 11 bis 16 Uhr mit einem „Tag der offenen Tür“ und zahlreichen Fachvorträgen.

In dieser Umgebung fühlt sie sich sichtlich wohl. Sieht sich mit den Ärzten eher auf Augenhöhe als in der klassischen Konstellation und Hierarchie mit Rezepten ausschreibenden Ärzten und von denen unabhängig arbeitenden Physiotherapeuten. Die 56-Jährige schätzt auch den Erfahrungsaustausch mit den anderen Disziplinen im MVZ – kommt dabei immer wieder auf das „Ganzheitliche“ zurück.

EIN LANGER WEG

Es war für sie bis zum heutigen Tag aber ein langer Weg, der sie fast einmal durch Deutschland führte. Geboren und aufgewachsen ist Petra Huschle im oberschwäbischen Ravensburg. Dort absolvierte sie eine Ausbildung zur Krankenschwester. Die Idee, Krankengymnastin zu werden, ließ sie sich in ganz Deutschland bewerben. Einen Ausbildungsplatz fand sie 1986 in Hamburg, an der Universitäts-Klinik Eppendorf (UKE). Die Ausbildung ging über vier Semester, dann folgte eine Prüfung. Der schloss sich ein „Anerkennungsjahr“ an, das Petra Huschle am Stadtkrankenhaus Cuxhaven absolvierte. Dessen damaliger „Bäderabteilung“ sie in der Folge über viele Jahre treu blieb. Nicht zuletzt, weil sie während der Ausbildung ihren heutigen Mann kennenlernte. Der gebürtige Nordholzer hatte Physiotherapie in Stade erlernt und war ebenfalls am Cuxhavener Krankenhaus „gelandet“.

SPEZIELLES KONZEPT

Im Jahre 2005 machten sich beide dann im MVZ selbstständig. Thorsten Reinhardt-Huschle (58) hat eine Zusatzausbildung als Bobath- Therapeut und verfolgt ein spezielles Behandlungskonzept für Menschen mit motorischen Beeinträchtigungen aufgrund neurologischer Funktionsstörungen. Zu seinen Klienten zählen zum Beispiel Schlaganfall Patienten. Der Physiotherapeut arbeitet auch mit Menschen in verschiedenen Pflegeheimen.

Petra Huschle weist bei der Beschreibung ihrer Tätigkeit auf die „mechanische“ Krankengymnastik hin, wenn zum Beispiel nach Unfällen Gelenke beweglich erhalten werden sollen. Dies will sie keineswegs abwertend betrachten, doch gehe ihr Blick weiter – „jeder Therapeut ist anders.“ Ebenso gelte nämlich: „Jeder Patient ist anders.“ Die Physiotherapeutin erläutert: „Wer traurig ist, der hat eine andere Körperhaltung. Wenn dies über einen längeren Zeitraum andauert, leidet er auch körperlich.“

Ihr Anliegen sei es, mit den Patienten das Körpergefühl wiederzuentdecken. Dieses fehlende Körpergefühl finde sich in allen Altersklassen. Bei Erwachsenen sei es im Laufe der Jahre oft verloren gegangen. Kinder, die keinen Sport mehr machen, nicht mehr draußen toben, sondern nur noch mit der Fernbedienung hantieren, entwickeln es gar nicht erst. Bei all dem gibt es für Petra Huschle kein „Einheitsrezept“. Den einen Patienten muss sie erst einmal mobilisieren.

Den anderen, überaktiv oder mit Burn-out, muss sie erst einmal „runterholen“. Denn egal, ob der Körper
unter zu viel oder zu wenig Spannung stehe – „er kriegt irgendwann seelische und körperliche Probleme“. Sie arbeitet mit mehreren chronischen Schmerzpatienten, teilweise bereits über Jahre. Über einen längeren Zeitraum baue sich dann eine therapeutische Beziehung auf, in der für Petra Huschle immer eine Frage im Mittelpunkt steht: „Was kann ich für Sie tun?“
Eine Frage, die sie aber auch am Beginn einer Physiotherapie stellt und damit mal überrascht oder verunsichert. „Mein Fachwissen ist wichtig, aber es ist nicht alles“, weiß Petra Huschle.

„RAUER CHARME“

Sie selber findet Ausgleich beim Yoga – und der Gartenarbeit. Sie hat einen großen Garten, ist gerne in der Natur. Und hat sich auch mit Cuxhaven angefreundet, obwohl: „Das war nicht Liebe auf den ersten Blick.“ Für die gebürtige Oberschwäbin hat unsere Stadt einen „eher rauen Charme“, aber: „Ich mag das Meer und die Weite.“ Die „zurückhaltende Art“ der Norddeutschen hat Petra Huschle inzwischen schätzen gelernt – und stellt im Gespräch erstaunt fest, dass sie bereits fast die Hälfte ihres Lebens hier verbracht hat.
(Cuxhavener Nachrichten, 05.09.2015)