Fernsehen und Zeitschriften bombardieren uns andauernd mit Bildern von Menschen, die dünn und glücklich aussehen. Dünne sind leichter und haben es scheinbar auch leichter, oder? Vor allem junge Menschen und besonders junge Frauen lassen sich von Medien und Werbebildern beeinflussen. Sie denken: „Ich muss genauso dünn sein, dann fühle ich mich auch so erfolgreich, geliebt – und eben glücklich!“
Eine Diät, möglichst eine, bei der die Kilos schnell fallen, erscheint da schlau. Ist es aus ernährungsmedizinischer Sicht aber ganz und gar nicht! Schönheit braucht Vitamine, Spurenelemente, Mineralien und – ganz wichtig! – die Fähigkeit des entspannten Genießens.
Die Sucht nach dem mageren Körper
Julia (Namen von der Redaktion geändert) fühlt sich zu dick und hasst insbesondere ihren dicken Po. Mit ihren Freundinnen sieht sie oft die TV-Serie „Germanys Next Topmodel“ und wünscht sich eine Model-Figur wie die der Moderatorin. „Wie Heidi Klum immer strahlt! Das muss ein tolles Gefühl sein, so auszusehen!“, denkt sich Julia und beschließt, eine Diät zu machen und endlich abzunehmen. Nur ein paar Wochen später fällt Julias Freundinnen auf, dass sie dünner geworden ist. Sie machen ihr Komplimente, loben ihren starken Willen und ihr gutes Aussehen. Julia fühlt sich wertgeschätzt, emotional belohnt und in ihrem neuen Verhalten bestärkt, ein geiles Gefühl! Sie ist enorm motiviert noch etwas mehr abzunehmen.
Julia isst immer weniger und treibt gleichzeitig viel Sport. Wenn jetzt etwas Leckeres gekocht wird, verweigert sie das Essen, sagt sie sei zu dick, halte gerade Diät, habe sowieso keinen Hunger oder schon früher etwas gegessen oder möge das einstige Lieblingsgericht jetzt einfach nicht mehr. Der dünne Körper, das Gefühl der eisernen Disziplin und Kontrolle, des Sieges über sich selbst, kann zur Mager-Sucht (Anorexie) werden. Was mit einer Diät begann, kann schleichend das ganze Leben bestimmen – ohne Verständnis, Unterstützung und eine Ernährungsbehandlung von außen können Magersüchtige meist nur schwer aus dem „Hungerhamsterrad“ austeigen.
Julias Eltern beginnen sich Sorgen zu machen. Zu Recht, denn Magersucht ist eine sehr ernste Krankheit, die tödlich enden kann. Geschätzt zehn Prozent der Betroffenen sterben an Entkräftung oder Komplikationen. Denn Hungern schwächt den gesamten Körper, die Regelblutung (Menstruation) kann ausbleiben, spätere Unfruchtbarkeit kann ebenso eine Folge sein wie erhöhte Knochenbrüchigkeit (Osteoporose), Herzrythmusstörungen und Organschäden. Leistungsfähigkeit und sogar das Gehirnvolumen selbst schrumpfen bis das Untergewicht lebensbedrohlich ist. Erfolgreiche, schöne glückliche Menschen sehen anders aus und fühlen sich anders!
Model-mäßige Ernährungstipps – so geht’s gesund!
Eine gute Ernährung trägt tatsächlich ganz entscheidend dazu bei, sich dauerhaft gesund, schön, leistungsfähig und glücklich zu fühlen und sich in einem gesunden Gewichtsbereich zu bewegen. Viel besser als eine Diät ist eine dauerhafte Ernährungsumstellung auf leckere, gesunde, abwechslungsreiche, sättigende Nahrungsmittel.
Die Autorin:
Anna Unfried ist Diplom-Ökotrophologin und seit 2016 im MVZ zuständig für Ernährungsbehandlung und Ernährungsstatus.