Man denkt vielleicht mal dran, aber redet nicht drüber: Selbstmord. Schon mal „dran gedacht“ haben viele Menschen, geschätzt etwa jeder Zweite. Gefährlich wird‘s, wenn man immer wieder „dran denkt“ und Selbstmord irgendwann als die einzig mögliche Lösung erdrückender Probleme, als der einzig verbleibende Ausweg erscheint.
Selbstmord, lateinisch „Suizid“, ist die schlimmste, größtmögliche Gewaltanwendung gegen sich selbst – der Mord an einem Menschen, mit dem Unterschied, dass Opfer und Täter ein und dieselbe Person sind.
Die US-amerikanische Netflix-Serie „Tote Mädchen lügen nicht“ (im Original: „13 Reasons Why“ basierend auf dem Buch von Jay Asher) handelt von Hannah Baker (dargestellt von: Katherine Langford). Baker hinterlässt nach ihrem Tod Audiokassetten, auf denen sie Personen aus ihrem Umfeld beschuldigt und 13 Gründe für ihren Suizid nennt, darunter sexuelle Belästigung, Gerüchte, üble Nachrede, Stalking, Zeugenschaft einer Straftat, Schulgefühle, Vergewaltigung, Mobbing. In „Die Geschichte dahinter“, dem Making-Off zur umstrittenen Serie, diskutieren Fachleute, Ärzte, Gesundheitsorganisationen und Psychologen aus den Vereinigten Staaten. Asher sieht sie als warnendes Beispiel und Diskussions-Anstoß.
Selbstmord lässt sich nicht durch „totschweigen“ verhindern – aber durch drüber reden
Wie hätte Hannah geholfen werden können? Was kann man tun? Zum Beispiel: Die stumme Opferrolle verlassen, aktiv werden, sich trauen, den Mund aufzumachen und mit einer vertrauten Person zu reden und sich professionelle Hilfe suchen. Straftaten wie Mobbing und sexuelle Belästigung melden!
Wer an Selbstmord denkt, möchte ja eigentlich ein Problem beenden oder ein Leid „töten“, manchmal auch ein Statement setzen. Doch Selbstmord ist aktives Töten. Hannah Baker hat buchstäblich das letzte Wort – und danach keines mehr.
Vielleicht fällt es schwer, einen Arzt oder direkt einen Psychologen, Psychotherapeuten oder Psychiater aufzusuchen, wenn man selbst „dran denkt“. Aber Selbstmordgedanken sind absolut ernstzunehmende Alarmzeichen. Die Gedanken ebenso wie die auslösende, zugrunde liegende Belastungssituation oder das Problem können – einmal erkannt – behandelt und mit professionellem Verständnis, Unterstützung und Begleitung auch bewältigt werden.
Aufgefangen werden, Hilfe finden, neu anfangen können
Am MVZ hören wir oft von scheinbar ausweglosen Problemen und Situationen – unsere Ärzte und Therapeuten sind genau für solche Themen da und behandeln sie vertraulich und professionell.
Autorin:
Carolin Baucke, seit August 2012 am MVZ zuständig für den Bereich Ergotherapie, Schulbetreuung sowie Skilltraining bei selbstverletzendem Verhalten