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Der Facharzt für Psychosomatische Medizin wird so auch zum Fallmanager, der nicht nur den Symptomträger sondern das gesamte System der Familie und des sozialen Umfeldes im Auge hat. Dieses zu leisten bedarf der Kenntnis der lokalen Gegebenheiten und ist kaum von einer weit entfernten Klinik bzw. Institutsambulanz zu leisten. 

Interne und externe Helferkreise müssen koordiniert werden.

Interner Helferkreis                                                                                                                     

Externer Helferkreis

Der Interne Helferkreis bildet die dem Arzt und Patienten zur Verfügung stehenden Behandlungsmöglichkeiten im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) ab.

Der Externe Helferkreis zeigt die dem Arzt und den Patienten zur Verfügung stehenden externen Unterstützungsmöglichkeiten.

Auch juristische Fragestellungen spielen für die Behandlungsabläufe eine große Rolle, z. B. wenn es um Widersprüche gegen abgelehnte Reha-Anträge geht.

Der Facharzt für Psychosomatische Medizin wird so auch zum Fallmanager, der nicht nur den Symptomträger sondern das gesamte System der Familie und des sozialen Umfeldes im Auge hat. Dieses zu leisten bedarf der Kenntnis der lokalen Gegebenheiten und ist kaum von einer weit entfernten Klinik bzw. Institutsambulanz zu leisten. (Abbildung 3, Abbildung 4)

Unter diesen Bedingungen lassen sich Erfolge dokumentieren, die sich in höherer Lebensqualität und mehr Gesundheit für Familien und ihren Kindern zeigen. Die in der Qualitätssicherung eingesetzten Instrumente sind (hier in der psychosomatischen Versorgungspraxis in Cuxhaven):

  • DGPM 1 KJ
  • PHQD (Gesundheitsfragebogen für Patienten) (15) Gesundheitsfragebogen für die Eltern
  • SDQ (Strengths and Difficulties Questionnaire) (16) Zur Beurteilung des Verhaltens des Kindes aus Sicht der Eltern
  • AAS (Adult Attachment Scale) (17) zur Frage der Bindungsfähigkeit der Eltern
  • BFPE (Bielefelder Fragebogen zur Partnerschaftserwartungen) (18) zur Partnerschaftserwartung

 

WELCHE FAKTOREN SPRECHEN FÜR DIE GENERATIONSÜBERGREIFENDE BEHANDLUNG?

  • Wie die individualisiere Richtlinienpsychotherapie im engeren Sinn stößt in der Psychosomatik wie die nunmehr über 20-jährige Erfahrung im Gebiet zeigt, nicht selten an Grenzen:
  • Motivation: Gerade bei jungen Menschen und Familien ist die Motivation stark durch den Leidensdruck bedingt. Wenn dieses nachlässt, sinkt oft die Motivation.
  • Ausdauer:Viele Patienten haben die Vorstellung, dass eine psychosomatische Behandlung kurzfristig helfen kann. Für längere Behandlungen fehlt es an Ausdauer.
  • Verlässlichkeit:Unverlässlichkeit bei Einhalten von Terminen ist oft ein Teil des Krankheitsgeschehens, sodass natürlich auch die Behandlungen darunter leiden.
  • Intellektuelle Überforderung:Viele Patienten sind durch die Richtlinien der Psychotherapeutischen Behandlung überfordert. Sie benötigen niederschwellige Angebote.
  • Sprachliche und kulturelle Barrieren:Sie sind ein begrenzter Faktor für weitergehende ursachenorientiertere Behandlungen.
  • Interessenkollision, Parteien-Verrat:Durch die Behandlung mehrerer Personen aus einem sozialen Zusammenhang besteht die Gefahr der Interessenkollision. Offener Umgang und Befreiung von der Schweigepflicht sind zu beachten.
  • Das Behandler-System adaptiert das Familiensystem:Um eine unbewusste Übertragung des Behandler Systems zu vermeiden ist eine regelmäßige Supervision notwendig.

 

FAZIT

Kinder- Jugend- und Familienpsychosomatik ist eine Herausforderung, für die wir als Fachärzte für Psychosomatik und Psychotherapie eine spezifische Versorgungsverantwortung übernehmen sollten.

Wie oben aufgeführt, ist unser Gebiet das einzige mit einer generationsübergreifenden Behandlungskompetenz unter den „P-Fächern“. Dieses ist ein Alleinstellungsmerkmal, das helfen kann, unser Fachgebiet in seiner Identität und seiner Existenz zu sichern.

Aber: Die derzeitige Qualifikation für die psychosomatische Versorgung von Kindern und Jugendlichen ist unzureichend und wird zu wenig gelebt. Die Weiterbildung für KJPT ist keine Ärztekammer-Qualifikation sondern ist in der Psychotherapierichtlinie der KBV geregelt.

Für die Fachkunde Kinder- und Jugendpsychotherapie (ohne Gruppenqualifikation) werden 200. Std. Theorieweiterbildung und Supervisionen von vier Fällen gefordert. Da bereits spezifische Inhalte, wie z.B. Psychopathologie, Diagnostik, Entwicklungspsychologie und Krankheitslehre in der Gebietsweiterbildung abgearbeitet werden, kann in der gebietsinternen Fortbildung diesbezüglich eine theoretische Raffung erfolgen. Die Sektion Kinder- und Jugendpsychosomatik in der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Kinder- und Jugendlichen- (KJ-) Alters entwickelt mit 100 Std. Theorieweiterbildung und Supervision von Einzel-, Gruppen-, und Familientherapie (psychodynamische Vertiefung).

Dieses wird bereits von der Kassenärztlichen Versorgung Niedersachsen als Ergänzung der Facharztweiterbildung anerkannt und führt zur Abrechnungsgenehmigung für die Behandlung von KJ-Richtlinien Psychotherapie.

Auf den Kongressen der DGPM werden regelmäßig Fortbildungen angeboten. Daneben sollen in naher Zukunft zentralisiert über die DGPM Fortbildungen organisiert werden, um Fachärztinnen und –ärzten für Psychosomatik und Psychotherapie in Weiterbildung ohne große zusätzliche Belastung diese Qualifikation innerhalb von höchstens 2 Jahren zu ermöglichen.

 

AUSBLICK

Was wir brauchen sind:

  • Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die sich mit uns in der Ausbildung und Supervision engagieren wollen, insbesondere doppelt qualifizierte Fachärzte für Kinderpsychiatrie und Psychosomatik (beide Verfahren: verhaltenstherapeutisch und psychodynamisch).
  • Verantwortliche in den Landesverbänden der DGPM, die das 100 Stunden Curriculum in den Kassenärztlichen Vereinigungen des jeweiligen Landes durchsetzen.
  • Mehr Bereitschaft und Mut, sich nicht nur mit einzelnen erwachsenen Patienten sondern auch mit Kindern, Jugendlichen und Familien zu befassen.
  • Und mehr Kliniken, wie die Inntalklinik, Simbach, die Fachklinik Waldmünchen oder Saulgau, in denen Kinder und Jugendliche mit ihren Eltern behandelt werden.(4) Die oft wiederholte Befürchtung, dass eine gemeinsame Behandlung die Ergebnisse – insbesondere der zu therapierenden Eltern – verschlechtern würde, konnte längst empirisch wiederlegt werden (5,19).