Kürzlich fand im MVZ für körperliche und psychische Gesundheit Timmermann und Partner eine Fachveranstaltung zum Thema „Kunsttherapie in der psychosomatischen Behandlung“ – Ausdrucksmalen für Kinder und Erwachsene – Malort nach Arno Stern (Paris) statt.
Frau Emmelin, Kunsttherapeutin, berichtete, dass sie, auf der Suche nach „etwas Neuem“, vor allem auf der Suche nach einer Kunsttherapie ohne Interpretation und Bewertung, 2 Wochen im Malort in Paris bei Arno Stern verbracht hat und selbst daran beteiligt ist, einen weiteren Malort in Paris mit aufzubauen.
Es folgten einige Informationen zur Biographie von Arno Stern sowie Infos zu der Entstehung des ersten Malortes: Mit 21 Jahren ging Arno Stern nach Paris und beschäftigte die Kinder in einem Waisenhaus an Tischen mit Malmaterialien. Als einem der Kinder der Maltisch zu eng war, kam er zum ersten Mal auf die Idee, die Blätter an die Wand zu hängen. Später entstand daraus der erste Malort.
Frau Emmelin kam dann darauf zu sprechen, was der Malort praktisch und inhaltlich bedeutet: Der Malort ist ein Raum, in welchem sich nichts außer Wände und einem Farbpalettentisch in der Mitte befinden. Es ist ein Ort der Beständigkeit, immer unverändert, abgeschirmt von der Außenwelt, frei von Bewertungen und Interpretationen. Kinder oder Erwachsene kommen einmal pro Woche für etwa durchschnittlich 90 Minuten in den Malort, mindestens 1 Jahr lang. Sie nehmen sich einen Kittel vom Haken sowie ein Blatt Papier. Die gemalten Bilder verbleiben im Malort und werden nicht mit nach Hause genommen.
Wirkung des Malortes: Wichtig ist,dass es beim Malen im Malort nicht um Ausdruck, sondern um das Spielen geht, auch bei Erwachsenen! Der Malort ist eine geschützte Gemeinschaft, die Teilnehmer kommen miteinander in Kontakt, jedoch ist vor dem Blatt Papier jeder dann ganz für sich alleine. „Das Bild gehört nur mir“.
Das Geheimnis des Malortes ist es, dass die äußeren Rahmenbedingungen (Halten des Pinsels, etc.) streng geregelt sind, jedoch das Malen selbst (Motiv, etc.) frei entschieden wird. Die Besucher dürfen miteinander sprechen, jedoch niemals darüber, was sie malen. Sie sollen nicht durch Bildinhalte und Interpretationen von ihrer freien Entfaltung abgelenkt werden.
Hintergrund des Malortes ist die Erkenntnis, dass jeder Mensch von Geburt an malen kann und dass er es lediglich durch Schule, etc. verlernt. Als Kleinkind malt man einfach drauf los, so lange bis der erste Erwachsene fragt: „Was soll denn das sein?“. Dann gehen die Fähigkeiten nach und nach verloren. Das Kind fängt an, für den Erwachsenen zu malen und nicht mehr für sich selbst. Ist man jedoch frei, entwickeln sich im Malort nach einer gewissen Zeit ganz von alleine bemerkenswerte Fähigkeiten. Die Menschen sind dann nicht mehr vom Feedback Anderer abhängig. Dies tritt sogar bei Erwachsenen ein, obwohl sie schon viele Jahre lang in unserer bewertungsgeprägten Gesellschaft leben. Die Menschen, auch die Kinder, die den Malort besuchen, sind im Alltag merkbar entspannter, ausgeglichener, zufriedener und freundlicher.