Der russische Angriffskrieg hat größere Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Bevölkerung als die Corona-Pandemie oder die Katastrophe von Fukushima. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Münster, die im Fachmagazin «Nature Communications» veröffentlicht wurde. Der Studie liegen rund 45.000 Einzelbefragungen von 1.300 Personen aus 17 europäischen Ländern zugrunde.
Auch im Medizinischen Versorgungszentrum für körperliche und psychische Gesundheit Timmermann und Partner wird diese alarmierende Entwicklung schon seit Längerem mit Sorge beobachtet. „Bereits durch die Corona-Pandemie war ein massiver Anstieg der ohnehin hohen Patientenzahlen zu bemerken, seit dem Ukraine-Krieg ist der Bedarf aber nochmals angewachsen“, berichtet Jochen Timmermann, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und ärztlicher Leiter. Mittlerweile muss bei der Aufnahme eine Priorisierung vorgenommen werden, damit insbesondere Menschen in akuten Krisensituationen sofort medizinisch versorgt werden können.
Um auch weiterhin eine angemessene Gesundheitsversorgung der Bevölkerung zu gewährleisten, wären weitere Bausteine wie die Komplexversorgung nötig. Das ist ein neues Behandlungsprogramm für Erwachsene mit insbesondere schweren psychischen Erkrankungen bei der die Patientinnen und Patienten von einem multiprofessionellen Team engmaschig und kontinuierlich betreut werden – stationäre Aufenthalte sollen so vermieden werden. „Das MVZ bietet alle Voraussetzungen für eine professionelle Komplexversorgung, aber momentan können wir diese leider nicht mehr anbieten, weil uns behördliche Hürden bei Verlängerung der Zulassung in den Weg gelegt werden“, erläutert Jochen Timmermann. Ziel des MVZ bleibt es aber weiterhin, die Patienten und Patientinnen angemessen zu versorgen und in akuten physischen Notsituationen die dringend benötigte Hilfe zu leisten. „Darum erwarten wir von den politischen und gesellschaftlichen Akteuren, dass sie die nötigen Strukturen ohne bürokratische Hürden ermöglichen“, sagt Jochen Timmermann.
Daten über die Bevölkerung aus der Ukraine und Russland – den Ländern, die vom Krieg vermutlich am meisten psychisch belastet sind – lägen allerdings nicht vor, so die Autoren der Studie. Im MVZ, das eng mit dem Netzwerk für traumatisierte Flüchtlinge in Niedersachen e.V. (NTFN) kooperiert, wird dieser blinde Fleck der Studie durch die tägliche Arbeit immer wieder bestätigt. Besonders geflüchtete Menschen aus Kriegsgebieten suchen natürlich Hilfe. „Die wachsende Zahl der bewaffneten Konflikte weltweit hat auch dazu geführt, dass unser Beratungsangebot vermehrt in Anspruch genommen wird, um die traumatischen Erlebnisse des Krieges und der Flucht zu verarbeiten“, berichtet Maria Hurtado, Leiterin Außenstelle NTFN Cuxhaven. Um dieses Angebot auch weiterhin aufrecht erhalten zu können, werden dringend Spenden benötigt.
Cuxhaven, 22. Februar 2024
Pressekontakt: Pascal Luig, p.luig@timmermann-und-partner.de, Tel.: 015566 377045, www.timmermann-und-partner.de