Zum ersten Mal fand Anfang Februar 2018 in Santiago de Cuba der „Kongress für Psychosomatische Medizin“ statt: 130 registrierte Teilnehmer verschiedener medizinischer Fachrichtungen besuchten die Veranstaltung und reisten teils sogar aus Mexiko an. Mitinitiator Jochen Timmermann, Gründer und ärztlicher Leiter des MVZ Timmermann und Partner, stellte mit seinen Kolleginnen Carolin Baucke und Maria Hurtado seinen ganzheitlichen, bio-psycho-sozialen Therapieansatz vor, den er seit Gründung im Jahr 2000 am MVZ Timmermann und Partner anbietet und damit bislang rund 16.000 Patienten nachhaltig versorgen konnte.
„Dass der ganzheitliche Ansatz funktioniert, merken wir zum einen an stetig steigenden Patientenzahlen, zum anderen an vielen positiven Rückmeldungen und in vielen Fällen zeitlich überschaubaren Therapieverläufen.“. Direkt im Anschluss begannen zunächst 24 kubanische Ärzte ihre Ausbildung in psychosomatischer Grundversorgung, nachdem sie zuvor in persönlichen Interviews ausgewählt worden waren.
Auch Ergotherapeutin Carolin Baucke und die Psychologin Maria Hurtado, beide am MVZ in Cuxhaven tätig, gaben in Vorträgen Einblick über Therapieformen wie zum Beispiel „Skills“ (deutsch: „Fähigkeiten“) gegen selbstverletzendes Verhalten und das Versorgungskonzept der Tagesgruppen. Die Regensburger Trauma-Experten Professor Dr. Thomas Loew, Leiter der Abteilung für Psychosomatik am dortigen Universitätsklinikum, und Beate Leinberger, psychologische Psychotherapeutin für Kinder- und Jugendpsychotherapie, begleiteten die deutsche Delegation und hielten Vorträge zu Auswirkungen und Therapiemöglichkeiten von Traumata.
Die aus Guatemala stammende Maria Hurtado, die den gesamten Kongress auch als Dolmetscherin begleitete, macht in der spanischen Übersetzerin das Buch und die DVD „Kriegsschauplatz Gehirn“ aus der Feder Loews und Leinbergers der internationalen spanisch-sprachigen Leserschaft zugänglich.
Hätten Sie’s gewusst? Kuba ist führend in Medizin
Die meisten Menschen denken an Zigarren, Rum und vielleicht noch Fidel Castro, aber nicht an Medizin. Dabei ist hier ausgerechnet Kuba in ganz Lateinamerika führend. Und zwar sowohl was die Versorgung als auch die Ausbildung und Forschung betrifft: In Deutschland kommen geschätzt zwischen drei bis vier Mediziner auf 1.000 Einwohner, in Kuba sind es doppelt so viele. „Und die Kollegen sind auch hervorragend ausgebildet“, sagt Jochen Timmermann, der bereits seit vier Jahren mit kubanischen Ärzten im fachlichen Austausch steht und den diesjährigen Kongress zusammen mit Prof. Loew als Ehrenpräsident vorstand. „Denn nur ein weit entwickeltes, fortschrittliches Gesundheitssystem bezieht Körper, Seele, Geist und Umfeld in die psychosomatische Behandlung mit ein.“ Anders als in Deutschland setze man in Kuba noch stärker auf alternative medizinische Verfahren und Naturheilkunde
Das kleine Land verfügt über ein staatlich finanziertes Sozial- und Gesundheitswesen, dass jedem Kubaner eine umfassende Unfall-, Kranken-, Pflege-, und Arbeitslosenversicherungen garantiert. Die Ausbildung der Mediziner ist kostenlos, allerdings verpflichtet sie kubanische Ärzte danach zum Staatsdienst und ist auch der Grund, warum der kubanische Staat seine Ärzte beispielsweise ins benachbarte Brasilien „exportiert“. Aktuell sollen um die 11.000 kubanische Ärzte im Ausland arbeiten und das heimische Staatsbudget unterstützen.
Einblick und Ausblick
Im Fokus stand neben Einblicken in das deutsche Gesundheitssystem insbesondere der gezielte Erfahrungsaustausch zu psychosomatischen Störungen und Krankheitsbildern, die in Kuba bislang als kaum behandelbar galten.